Liebe auf die erste Nuss

In unserem heutigen Beitrag nimmt uns Neue Etage Bloggerin Franzi Schädel auf ihrem Weg zu einer neuen Begleiterin fürs Leben mit.

Ein Überraschungsausflug nach Eckernförde

Es war ein Tag im Dezember 2018 und ich weiß noch genau, wie mein liebster Mann zu mir sagte: „Wir müssen demnächst mal nach Eckernförde fahren! Warum und weshalb kann ich dir noch nicht sagen, aber wir müssen dahin. Nur nicht am Montag, da ist zu. Aber an allen anderen Tagen können wir von 10 – 16 Uhr hinfahren.“ Die größten Fragezeichen waren in meinen Augen zu sehen und – Notiz am Rande – wissen Sie, ich kann Überraschungen nicht so sonderlich leiden. Mir schoss aber der Gedanke in den Kopf, dass diese Überraschung etwas mit Eichhörnchen zu tun haben könnte. Ein paar Tage zuvor erwähnte ich nämlich, dass es mein größter Traum wäre, mal ein Hörnchen auf der Hand halten zu können. Ein sehr überraschter Blick seinerseits und lächelnd nuschelte er: „Ja, wir fahren zu einer Schutzstation in Eckernförde, die sich um verletzte und verwaiste, sowie nicht mehr in der freien Wildbahn lebende Eichhörnchen kümmert.“

Es geht los

Ein paar Wochen später stand dieser aufregende Ausflug endlich an. Mit einem Haufen Nüssen bepackt und unendlich aufgeregt saß ich auf dem Beifahrersitz und der Mann, seelig lächelnd, auf der Fahrerseite. Immer wieder ein leise kichern seinerseits und große Augen meinerseits. Die Fahrt nach Eckernförde kam mir ewig vor. Mehr als einmal fragte ich: „Sind wir bald da?“.

Als wir ankamen, rief ich als Erstes: „Hier bin ich und oh du meine Güte! Ich muss die Hörnchen sehen und ja, ich möchte Patin werden! Sofort! Ich tue alles!“ Mit einer Patenschaft für eines der Hörnchen, hat man nämlich den Vorteil, dass man die Schützlinge auch immer mal wieder besuchen und auch ins Gehege gehen darf. Auch wenn die so genannten „Dauergäste“ im Gehege, derzeit sind es rund 9 Hörnchen, uns Menschen gewohnt sind, sind und bleiben es Wildtiere und diese haben – zurecht – auch ihren eigenen Kopf, Vorlieben und Eigenheiten. Es gilt also: Nichts überstürzen und immer auf die Pfleger*innen hören!

Der erste Kontakt

Nach einer ausgiebigen Einweisung und dem Ausfüllen aller wichtigen Unterlagen, wurde ich das erste Mal (mit Begleitung) ins Gehege geführt und es dauerte wirklich keine 2 Minuten, da saß die wunderbare Tilda auf mir und ich schniefte mir die Tränen weg, die da unaufhaltsam über meine Wangen liefen. Da erfüllte sich ein Herzenswunsch! Sie tobte auf mir, versteckte Nüsse in meinem Schal und ließ mich tatsächlich auch mal kurz ihren flauschigen Bauch streicheln. Ich war im Himmel und wussten Sie schon, dass Eichhörnchen unglaublich weiche Füße haben?

Im Augenwinkel sah ich, im Affenzahn, ein kleines Hörnchen um mich herum flitzen, welches anderes aussah als die Anderen. Wo die Hörnchen sonst mit super flauschigen, kuschligem Bauch und super fluffigen Öhrchen daher kommen, fehlten bei diesem flinken Hörnchen einfach mal die Ohren und irgendwie war der Kopf auch etwas kahl und zerzaust. Nach einer schnellen Runde im Gehege, sprang dann auch dieses lustige Hörnchen dem Mann auf den Kopf und guckte uns neugierig an.

Joda 

Das Hörnchen Joda trat in mein Leben und es war um mich geschehen. Er eroberte sofort mein Herz (und auch das Herz des Mannes) und sofort war klar: Kein anderes Hörnchen außer Joda sollte mein Patenkind werden. Seitdem sind wir regelmäßige Gäste im Gehege und erfreuen uns jedes Mal aufs Neue an diesem wertvollen und wichtigen Ort und vor allem der wichtigen Arbeit, die Moni Rademacher (Leiterin der Station und Ziehmutter von Joda) und ihr Team da so leisten.

Die Station läuft auf ehrenamtlicher Basis und ist auch auf Nuss- und Geldspenden angewiesen, also denken Sie im Herbst doch einmal daran, falls Ihnen die Nüsse im Garten zu viel werden! Da Eichhörnchen nicht nur ganz besonders süße, sondern oftmals auch schon ein wenig gefährdete Artgenossen sind (Menschen, Autos, gefällte Bäume, Stürme etc.) kann ich Ihnen wirklich nur ans Herz legen, dort einmal vorbei zu schauen und vielleicht auch ein paar Euro zu spenden.

Die Hörnchen und das Team und auch ich danken es Ihnen von Herzen!

Wichtige Infos für euren Besuch in der Station:

  • Die Station befindet sich im Hans-Christian-Andersen Weg 7 in 24340 Eckernförde.
  • Die Öffnungszeiten im Sommer sind von 10 – 16 Uhr – im Winter von 10 – 15 Uhr | an allen Tagen, außer montags.
  • Auf Grund der Pandemie hat die Station derzeit geschlossen, informieren Sie sich vor einem Besuch auf der Website: www.eichhoernchen-eck.de
  • Wenn Sie mal nicht wissen, wohin mit den Nüssen Ihrer Bäume – bitte geben Sie sie dort ab, die Hörnchen freuen sich!
  • Ins Gehege selbst dürfen Sie – unter Aufsicht – nur, wenn Sie eine Patenschaft abschließen, zu den Öffnungszeiten können Sie die Hörnchen, von außen, jederzeit beobachten und schauen, was die Rasselbande drinnen so treibt.
  • Eine Patenschaft können Sie ab einem Beitrag von 10 Euro im Monat abschließen.

Ein Kurzinterview mit Moni Rademacher, Leiterin der Schutzstation

1. Liebe Moni, wie kamst du zu deiner Liebe zu den Hörnchen und wie zur Arbeit in der Schutzstation?

Im Jahr 2005 bin ich aus NRW nach Kiel gezogen. 2006 wurde die Schutzstation in Eckernförde gegründet und ich wurde über einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam. Ich hatte damals noch freie Kapazitäten, um mich ehrenamtlich zu engagieren war ich schnell von den putzigen Gesellen angefixt. In der Station bin ich dann quasi bei der Dame in die Lehre gegangen, die die Station zu der Zeit aufopferungs- und liebevoll geleitet hat. Ich bin eigentlich gelernte Exportkauffrau, aber einmal von den Hörnchen gepackt, hat mich die Liebe zu diesen Tieren nicht mehr losgelassen. 2007 hab ich dann die ersten Hörnchen selber aufgezogen. Die Arbeit wurde von Jahr zu Jahr mehr und umfangreicher und die Station immer bekannter. Die Geister die wir riefen...

2. Was liebst du besonders an deiner Arbeit?

Den Tieren, die ohne uns verloren wären, eine zweite Chance auf ein wunderbares Leben in Freiheit zu geben. Ausserdem liebe ich es die unterschiedlichen Charaktere der Wildtiere kennenzulernen, die sich ganz besonders bei unseren sogenannten Dauergästen deutlich zeigen. Unsere Arbeit ist vielfältig und wir bekommen von Menschen und Tieren viel Positives zurück.
Zudem haben wir ein ganz tolles Team in der Station, wir haben sehr viel Spaß und können auch mal gemeinsam weinen, wenn der Alltag mit den Hörnchen mal nicht so rosig verläuft.

3. Was wünscht du dir für die Zukunft der Station? 

Ich wünsche mir, dass wir vielen Besuchern etwas über Natur- und Umweltschutz am Beispiel des „Wildtiers aus der Nachbarschaft“ beibringen können und vor allem schon Kinder für den respektvollen Umgang mit Wildtieren und unserer Natur sensibilisieren können. Besonders wünsche ich mir natürlich, dass wir langfristig finanziell und personell auf sicheren Füßen stehen

 

Foto-Credits „Franzi Schädel“